Mythos Flandern und der Mythos Ronde

Nach 5 Teilnahmen auf der mittleren Strecke war für mich die Entscheidung gekommen: einmal im Leben muss ich auch die lange Version ab Brügge fahren.

Beim Test der neuen Vereinstrikots in der Schicken Mütze traf ich Stephan Hörsken, der ebenfalls die lange „Ronde“ fahren wollte. Da waren wir schon zwei. Kurzfristig übernahm dann noch Stefan Hings einen freien Startplatz, worüber ich mich persönlich total gefreut habe. Jetzt waren wir ein Dreier-Team.

Samstagmorgen um 7 Uhr trafen wir uns im Jan Breydel Stadion in Brügge zur Ausgabe der Startunterlagen. In dem alten Fußballstadion, das den Charme der 60er Jahre besitzt, war zu dieser frühen Stunde schon enormer Betrieb.

Auf dem Rückweg zum offiziellen Startplatz auf dem „Grote Markt“ mussten wir noch einen klitzekleinen Umweg fahren. Der Verfasser dieser Zeilen hatte seine Trinkflasche im Hostel stehen lassen. Kurz vor acht ging es dann endlich los. Mächtig kalt war es zu dem Zeitpunkt. Bei dem Tempo auf dem ersten Stück wurde uns allerdings schnell wärmer.  Leider sind die ersten 100 Kilometer bis Oudenaarde landschaftlich nicht wirklich toll. Man rollt durch die flachen Landschaften Flanderns und durch langweilige Dörfer. Die einzigen zwei Highlights sind Roeselare mit dem Wielermuseum und Kanegem, wo das Denkmal von Briek Schotte steht, dem wohl letzten echten Flandrien. Die ersten 500 Meter „Kasseien“ (Kopfsteinflasterstrecken) auf dem Stück waren auch nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte.

Oudenaarde, das Herz der Ronde

Endlich näherten wir Oudenaarde und dem deutlich schöneren aber auch schwereren Teil der Strecke. Jetzt lagen noch 130 km vor uns. 15 Hellinge galt es zu meistern und dazu 3 Kasseien: legendäre Abschnitte wie Padestraat, Haaghoek und Mariaborrestraat, an der nahtlos der Steenbeekdries anschließt. Ein Abschnitt, mit dem ich mich noch nie anfreunden konnte. Beim Koppenberg musste ich leider wieder kurz von Rad weil sich direkt vor uns ein Mountainbiker lang machte. Nach ein paar Metern konnte ich aber wieder fahrend den Anstieg fortsetzen.

Bei Kilometer 180 hatte Stephan einen kleinen Durchhänger. Mit der Stärkung bei der letzten Verpflegungsstation konnten wir ihn wieder aufpäppeln. Nun hatten wir noch 4 Hellingen vor uns: Kruisberg und Karnemelbeek und dann noch meine beiden Lieblinge Oude Kwaremont und Paterberg. Der Oude Kwaremont ist zwar nicht steil, zieht sich aber lang hin. Wenn man auf der Höhe der Kneipe In’t Palet ist und meint, das war es, geht es im oberen Teil mit echt heftigem Kopfsteinpflaster noch weiter. An der Spitze angekommen, geht es via der Nationalstraße 36 in Richtung Paterberg. Kleine Senke, Gegenhang und jetzt links rein auf den schmalen Weg bergab. Wenn du dort bist, weißt du, jetzt ist es bald geschafft. Nun die scharfe Rechtskurve nehmen und man fährt unten in den Paterberg. Der ist zum Glück nur 500m lang, hat aber oben eine Maximalsteigung von über 20% und Kopfsteinpflaster. Dort heißt es nochmal: Beißen. Danach kann auch der letzte Helling abgehakt werden. Bis zum Ziel sind es von dort noch ca. 12 Kilometer. Jetzt bildeten sich immer wieder kleine Gruppen. Auf den letzten 5–6 Kilometern km ab dem Kreisverkehr habe ich sogar die Führungsarbeit bis ins Ziel gemacht. Schön, wenn man nach über 200 Kilometern noch etwas Bumms in den Beinen findet.

Gemeinsam überfuhren wir nach 228 Kilometern und 2050 Höhenmetern nach 8:25 Stunden Fahrtzeit die Zielgerade in Oudenaarde. Der Dank geht an meine beiden Mitstreiter Stephan und Stefan. Wir haben den ganzen Tag super harmoniert und haben eine tolle Ronde hinter uns gebracht.

Startbild_Bruegge1 Startbild_Bruegge2 Zielfoto_Oudenaarde1 Zielfoto_Oudenaarde2

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