Eigentlich bin ich ja ganz froh, dass es bei Zwift noch kein offizielles Team des Cycling Club Düsseldorf gibt. Denn dann müsste ich mich wohl entscheiden, für wen ich da in der virtuellen Welt unterwegs sein möchte. Und mit welchem Trikot.
Bisher ist das ganz einfach zu trennen: Draußen, im echten Leben, heißt mein Verein Cycling Club Düsseldorf e.V., bei Zwift KISS RACING TEAM (KRT). KISS hat nichts mit Küssen zu tun, sondern steht für: KEEP IT SIMPLE STUPID. Was einfach heißt, dass Rennen auf Zwift nicht unnötig kompliziert sein sollten. Mit Regeln, die jeder verstehen kann, ohne vorher seitenlange Erklärungen durchzulesen. Seit 2016 bin ich Mitglied des KRT Teams. Wir sind eine bunte, internationale Mischung aus männlichen und weiblichen Zwiftern aller Leistungsklassen, die eins gemeinsam haben: wir fahren einfach gerne Rennen. Manche nur auf Zwift, manche auch im echten Leben. Das KRT Team, eines der ältesten auf Zwift , ist auch Ausrichter und Organisator zahlreicher Events und Rennen auf der virtuellen Plattform.
Nach Motivationstief zurück im Rennen
Zuletzt hatte ich ein bisschen die Lust verloren. Obwohl ja im echten Leben wegen Corona kaum Rennveranstaltungen stattfinden konnten, war die Hemmschwelle, mich stattdessen wieder auf Zwift-Rennen (und die damit verbundene Quälerei) einzulassen, ziemlich hoch geworden. Im November letzten Jahres kontaktierte mich eine Teamkollegin und fragte, ob ich nicht das KRT Frauenteam bei einer Rennserie unterstützen möchte. Sie wären oft zu wenige, um alle 6 möglichen Plätze pro Team abzudecken und verschenkten dadurch wichtige Punkte. Ich bin nicht wirklich stark. Nach meiner Fußverletzung im letzten Sommer hatte ich mich gerade erst mühsam von der untersten Kategorie D wieder zu C „hochgearbeitet“. Aber wenn 4 starke Fahrerinnen vorne fahren, können die zwei schwächeren hinten keinen Schaden anrichten. Im Gegenteil. Falls eine der 4 vorderen einen technischen Defekt haben sollte (Dropouts passieren immer noch manchmal), dann braucht man die nächste, die mit ihrer Zieleinfahrt verhindert, dass das Team disqualifiziert wird. Und bei den Team Time Trials versuche ich, so lange ich kann, mein Team mit meinem Windschatten zu unterstützen. Von Woche zu Woche immer ein bisschen länger.
Zwift Racing League startet mit CCD Teammitglied Tina Boine Frankenheim in zweite Saison
Die Rennserie heißt Zwift Racing League und ist letzte Woche in die zweite Saison gestartet. Mein Frauen C-Kategorie Team hat den heißen Namen Hotter than Hell, ist in der vorigen Saison auf den zweiten Platz gekommen, und tritt jetzt in der neuen Saison in der ersten Division unserer Zeitzone und Kategorie an. Es gibt Rennen, bei denen jeder schaut, wo er bleibt und Punkte für das Team sammelt, durch Sprintwertungen und Platzierung. Und es gibt Team Time Trials. Da starten alle Teams zeitversetzt und versuchen gemeinsam, die schnellste Zeit für das Team zu erreichen. Vom KISS Racing Team nehmen 5 Männer-, 5 Frauen- und 2 gemischte Teams von Kategorie D bis zur Premier League an der Rennserie teil. Jede Woche ein Rennen, 8 Wochen lang, dann beginnt irgendwann die dritte Saison.
„Let’s go everybody we got this…“
Internationales Frauenteam mit CCD Beteiligung
Was für mich aber das ganz Besondere an diesen Rennen ausmacht, ist der Kontakt und Zusammenhalt mit Frauen aus der ganzen Welt. Letzte Woche standen gemeinsam mit mir eine Spanierin, eine Französin, eine Niederländerin, eine Kanadierin und eine Amerikanerin aus dem fernen Alaska am Start.
Zum Team gehören noch weitere Amerikanerinnen und Kanadierinnen und eine in Schweden lebende Chinesin. Während der Rennen kommunizieren wir über die Gamer Software Discord, so können wir unsere Taktik besprechen, uns gegenseitig motivieren und vor dem Start auch einfach mal über die Dinge sprechen, die uns gerade weltweit bewegen: Corona, Homeschooling, Homeoffice etc. Wir fahren nicht nur gemeinsam auf Zwift Rennen, wir nehmen auch Anteil am Leben der anderen. Ich weiß Dinge über manche Teamkollegin, die ich von vielen Bekannten im „echten“ Leben nicht weiß. Man ist zwar über verschiedene Kontinente verteilt, aber trotzdem ein echtes Team. Genau das Gegenteil von stupider, einsamer Quälerei auf der Rolle!