Wie bereitet man sich auf das Gravel Event El Piri mit einer Distanz von 800km und 20 000 Höhenmetern vor?
Gastbeitrag von Stephan Koller
Mein Saison-Höhepunkt ist die erfolgreiche Teilnahme bei El Piri 2025. El Piri ist ein Solo- und selbstversorgtes Bikepacking-Gravel-Abenteuer durch die katalanischen Pyrenäen in Spanien. Die Route umfasst 800 Kilometer mit 20.000 Höhenmetern und beginnt und endet in der wunderschönen Stadt Girona. Das offizielle Event findet am 14. Juni 2025 statt. Einen kleinen Eindruck von der Strecke bekommt ihr hier vom GPX-Track und diesem Youtube-Video.
Ich bin BMX-Rennen und Cyclocross Rennen für den Cycling Club Düsseldorf gefahren und habe schon vieles auf dem Rad gemacht. Aber dieses Distanz und diese Höhenmeter bin ich noch nicht in einem Event gefahren. Mir war klar: vor dem Event kommt die ordentliche Vorbereitung. Aber wie bereitet man sich auf solche ein Event mit einer Distanz von 800km und 20 000 Höhenmetern vor, das alle normalen Trainingseinheiten übersteigt? Genau, man macht fährt viele viele Trainingseinheiten auf dem Rad, um die Ausdauerkraft zu schulen, macht Kraft- und Atletiktraining um gut auf dem Rad zu sitzen und bereitet seine Ausrüstung gewissenhaft vor.
Einmal fahren wie auf einer echten Etappe. Die El Piri Generalprobe
Kaum jemand fährt 40o Kilometer in zwei Tagen auf dem Gravek Bike. Was mir bei meinen Vorbereitungen noch fehlte war eine Generalprobe unter echten Bedingungen wie in den Pyrenäen: viele Höhenmeter, eine lange Tagesdistanz, draussen übernachten bei Kälte und das ganze noch mit wenig Schlaf. Mein Plan für die Generalprobe war also:
- 2 Tage á 200 km
- schöne, hügelige Strecke
- fahren, schlafen unter echten Bedingungen wie bei El Piri mit dem vorgesehenen Equipment
Samstag in aller Frühe, am 17.5.25 war es so weit. Von Minden in Westfalen ging es durch das Weserbergland, durch das Rothaargebirge ins Sauerland und von dort durch das Bergische Land zurück nach Düsseldorf. Die Strecke wurde auf Komoot geplant und wer mich kennt der weiß das die Wege interessant sein müssen. Bis zur Schutzhütte in der ich schlafen wollte waren 200km und mehr als die Hälfte der Höhenmeter zu bewältigen.
Nach 9 Stunden Fahrt auf breiten Forstautobahnen, Single Trails und asphaltierten Nebenstraßen erreichte ich die Hütte gegen 21:00h. Leider stellte sich heraus daß diese Hütte keinerlei Komfort bot. Mir blieb nichts anderes übrig als mit meinem Bivy- Sack bei 6 Grad auf dem Boden zu nächtigen. Nun blieb mir nur noch die Rettungsdecke dazu zu nehmen und nach drei Stunden, völlig durchgefroren, stieg ich wieder aufs Rad um die restlichen 200 km zu fahren.
Wildschweinkontakt in der Nacht
Es war ein besonderes Erlebnis völlig allein in unbekanntem Gebiet mit dem Rad durch eine Sternenklaren Nacht zu fahren. Nach einer Weile war die Müdigkeit schnell vergessen als es direkt neben dem Weg es im Unterholz krachte und etwas, vermeintlich schweres, sich seinen Weg zu mir bahnte. Einen kurzen Sprint später war ich wieder allein und fand meinen Rhythmus zurück auf dem Weg zum Frühstück.
Frühstück um 05:30 Uhr, danach Kartoffelsalat aus dem Eimer und Baguette am Biggesee
Gegen 05:30h fand ich eine Bäckerei. Schnell 500ml heißen Kakao, einen Cappuccino, zwei Donuts mit Zimt und eine Cola vernichten, seine Trinkflaschen und Trinkrucksack auffüllen und zurück aufs Rad. Keiner da? Dann rede ich eben mit mir selbst. Bald kam die Zeit der Selbstgespräche, die die meisten Fahrer auf Langdistanzen kennen.
Verflucht warum mach ich das? Mist schon wieder ein Anstieg und natürlich auf losem Schotter! Kurz darauf folgt dann auch die Zeit in der man kein weiteres Energie- Geld und Getränk zu sich nehmen mag und eine Alternative her muss. Bei mir waren es Kartoffelsalat aus dem Eimer und Baguette am Biggesee.